Verl, Nordrhein-Westfalen - 2017
Stadt Verl: Klimafreundliche Wärme aus der Leitung
Innovationsprojekt Klimaschutz
Die Stadt Verl hat seit 2009 konsequent den Auf- und Ausbau eines Fernwärmenetzes vorangetrieben, das durch verschiedene Wärmequellen versorgt wird. Dabei profitiert sowohl die Stadt als auch eine stetig wachsende Zahl privater Kunden von einer effizienten und klimafreundlichen Wärmebereitstellung.
Um die veralteten Heizungssysteme eines städtischen Schulzentrums und angrenzender kirchlicher Liegenschaften zu ersetzen, wurde 2010 in Verl damit begonnen, eine rund einen Kilometer lange Fernwärmetrasse zu bauen. Zuvor hatte eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2008 ergeben, dass ein Fernwärmeverbund die sinnvollste Lösung sei, um den Wärmebedarf der Gebäude von rund 5.000 Megawattstunden pro Jahr zu decken. Schnell kam man mit einem privaten Investor ins Gespräch, der dann Ende 2011 auch prompt ein Satelliten-Blockheizkraftwerk in der direkten Nachbarschaft des Schulzentrums aufstellte. In diesem verstromt der Landwirt Biogas, das er auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb in rund 1,8 Kilometer Entfernung selber produziert und beliefert mit der Abwärme des Blockheizkraftwerkes das Fernwärmenetz.
Steter Tropfen höhlt den Stein
Aufgrund der guten Erfahrung und freier Kapazitäten wurde das Fernwärmenetz für private Nutzer entlang des Leitungsverlaufes geöffnet. Im Zuge der Sanierung der Ortsdurchfahrt Verl durch Straßen.NRW wurde zudem beschlossen, die Gunst der Stunde zu nutzen und das Fernwärmenetz bis ins Stadtzentrum mit einer Trassenlänge von über 2,5 Kilometern weiter auszubauen. Nachfolgend wurde ein weiteres Siedlungsquartier fernwärmeseitig erschlossen und mit einer Anschlussquote von über 60 Prozent für die Fernwärme gewonnen. Der kontinuierliche Ausbau hat schlussendlich dazu geführt, dass mittlerweile bereits über 160 private Nutzer an das Netz angeschlossen sind. Ein Schlüssel für den Erfolg lag unter anderem darin, dass in hausgenauen Befragungen und Infoveranstaltungen der potenzielle Wärmeabsatz für die jeweiligen Ausbaustufen konkret ermittelt wurde. Hierfür gab es seitens der Stadt einen „Kümmerer“, der für die Bürgerinnen und Bürger das „Gesicht“ des Vorhabens darstellt und dadurch Vertrauen schafft.
Mit Weitsicht geplant
Bereits von Anfang an wurde ein Biomasseheizwerk mit einer thermischen Leistung von 1,7 Megawatt als Wärmeerzeuger im Fernwärmenetz eingeplant. Als Energieträger kommen Hackschnitzel aus regionalen Holzabfällen der Straßenbegleitgrünpflege sowie von Garten- und Landschaftsbaubetrieben zum Einsatz. Glücklicherweise wurden beim Bau des Biomasseheizwerks relevante Komponenten, wie das Gebäude, die Brennstoffzuführung und die Rauchgasreinigung, bereits so ausgelegt, dass ein zweiter Holzkessel mit einer Leistung von 800 Kilowatt noch problemlos integriert werden konnte, was im Rahmen der Erweiterungen des Fernwärmenetzes bereits zwei Jahre später der Fall sein sollte. Ebenso wurden im Lauf der Zeit drei weitere mit Erdgas betriebene Blockheizkraftwerke ans Netz angeschlossen, deren Strom in kommunalen Einrichtungen direkt genutzt oder bei Überproduktion ins Stromnetz eingespeist wird. Auch dabei wird die Abwärme der BHKW direkt ins Fernwärmenetz eingespeist.
Auf Effizienz getrimmt
Um die Wärmeverluste des mittlerweile knapp zehn Kilometer umfassenden Fernwärmenetzes zu reduzieren, wurde großer Wert auf einen hohen Dämmstandard der Rohrleitungen gelegt. Dadurch sind die Wärmeverluste auf rund zehn Prozent begrenzt.
Veröffentlichung
Stand: 2017
Standort
Kreis: Gütersloh
Region: Ostwestfalen-Lippe
Reg.-Bez.: Detmold
Kontakt
Versorgungs- und Bäderbetrieb der Stadt Verl
Fabian Humpert
Tel.: +49 5246 961-107
E-Mail
E-Mail: dr.fabian.humpert@verl.de
Partner und Förderer
Partner:- Versorgungs- und Bäderbetrieb der Stadt Verl
- Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MKULNV)
- KfW-Bank
Foto: Stadt Verl
„Verl macht sich fit für die Zukunft und setzt dabei auf erneuerbare Energien. Mit unserer nachhaltigen Wärmeversorgung sparen wir derzeit 2.700 Tonnen CO2 pro Jahr. Und es werden immer mehr, weil der Ausbau anhält. Damit machen wir Klimaschutz vor Ort.“
Winfried Egbringhoff, Projektleiter der Stadt Verl, Fachbereich Hochbau